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Stiftung Presencia

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Fünf Fragen an Jaime Zuluaga Soto

Jaime Zuluaga Soto, Leiter der Presencia-Projekte, hat über zwanzig Jahre Erfahrung in der Sozialarbeit. Der 59-Jährige schaut zurück auf seine berufliche Laufbahn und erzählt, was ihn antreibt.

Seit 2005 ist Jaime Zuluaga Soto für die Umsetzung der Projekte der Stiftung Presencia in Medellín zuständig. Seit 2018 leitet er die Tochterorganisation von Presencia namens «Fundación Acoger y Acompañar» FUNAYA (Stiftung Geborgenheit geben und begleiten).  

Was hat Sie dazu bewegt, Sozialarbeit zu studieren und in diesem Berufsfeld so lang zu bleiben?
Ich habe zum Ende meiner Schulzeit einen Test zur Berufswahl gemacht. Das Resultat war klar: Die Sozialarbeit war und ist meine Berufung. Ich fühle mich glücklich und erfüllt, wenn ich mit sozial Benachteiligten arbeiten darf. 

Was gefällt Ihnen bei Funaya besonders gut?
Mir gefällt sowohl die pädagogische als auch die administrative Seite meiner Arbeit. Am meisten freuen mich natürlich die Erfolge, die wir mit den betreuten Kindern und Jugendlichen haben: Wenn sie dank unseres Engagements ihre schlechten Startbedingungen überwinden können und sich zu Berufsleuten entwickeln. Berufsleute, von denen einige sogar für unsere Stiftung arbeiten und wiederum anderen dabei helfen, so erfolgreich zu werden wie sie selbst. 

Sie haben viele Jahre auch mit Strassenkindern gearbeitet. Was ist der Unterscheid zwischen diesen Projekten und der Arbeit für Funaya?
Bei unserer Arbeit mit Strassenkindern ging es um die Rehabilitation. Es war enttäuschend, wie wenig wir damit erreichten. Im Gegensatz dazu verfolgen wir mit Funaya einen präventiven Ansatz. Wir verhindern von Anfang an, dass die Kinder in die Drogen abrutschen, sich einer bewaffneten Gruppe anschliessen oder sich prostituieren. Wir helfen ihnen dabei, sich auf die Ausbildung zu fokussieren und sich ihren Berufswunsch zu erfüllen. Die Resultate sind sehr positiv.

Was beschäftigt Sie angesichts der sozialen Unruhe und der Pandemie? 
Kolumbien befindet sich in einer sehr schwierigen Lage. Wir sehen eine interne Spaltung, welche die Gewalt und politische Korruption fördert und den Friedensprozess blockiert. In dieser Situation begann die Pandemie und verschärfte die wirtschaftliche und soziale Krise zusätzlich. Die Ärmsten sind am stärksten betroffen. Das und ungeeignete Entscheide der Regierung haben die Leute auf die Strasse getrieben. Leider hat die Regierung mit Gewalt darauf reagiert. Es gab viele Tote, Verletzte und Menschenrechtsverletzungen. Es beunruhigt mich, dass auf diese Art das Recht auf Protest verloren geht. 

Was wünschen Sie sich für die Zukunft von Presencia? 
Dass wir die Arbeit für unsere Begünstigten mit hoher Qualität und grosser Wirkung weiterführen können. Und dass wir dabei niemals die Philosophie unseres Gründers, Andreas Hauri, aus den Augen verlieren: die nachhaltige Unterstützung der benachteiligten Kinder und Jugendlichen. 

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Zwei Generationen – ein Engagement

Dass er sich für Kinder und Jugendliche in den Armenvierteln Medellíns einsetzt, liegt bei Florian Eggenschwiler in der Familie. Er und seine Partnerin Elena Rittstieg führen weiter, was Florians Grossmutter angefangen hat.  

Florian Eggenschwiler (34) und Elena Rittstieg (32) sind zwei von vielen Spenderinnen und Spendern von Presencia. Die beiden wohnen in Zürich, er arbeitet in einem Technologieunternehmen, sie in der Personalberatung. 

Warum engagieren Sie sich für die Anliegen von Presencia?
Florians Grossmutter hat mehrere Jahrzehnte bis zu ihrem Tod Presencia unterstützt. Wir haben gesehen, wie ihr Patenkind so die Schule abschliessen konnte und heute professioneller Radfahrer ist. Dadurch ist für uns die Arbeit von Presencia, sehr konkret geworden und wir haben uns entschlossen, diese Ziele ebenfalls zu unterstützen. 

Was ist Ihre Beziehung zu Kolumbien?
Neben dem familiären Bezug sind wir auch selber länger durch Kolumbien gereist. Ausserdem hat Florian ein Austauschsemester an der «Universidad de los Andes» in Bogotá absolviert. All dies hat unser Verständnis für das Land und seine komplexen Herausforderungen gefördert. 

Was gefällt Ihnen an Presencia?
Die schlanke Struktur sowie der klare Fokus sind positiv. Sie führen dazu, dass ein sehr konkretes Ziel verfolgt werden kann. 

Haben Sie Wünsche für die Zukunft der Organisation?
Wir sind sehr zufrieden mit der Arbeit der Organisation und freuen uns über Geschichten einzelner Kinder, Jugendlicher und Familien, die Presencia begleitet.

Das ehemalige Patenkind Brayan Sánchez 
Bis 2012 gab es über Presencia die Möglichkeit, für einzelne Kinder eine Patenschaft zu übernehmen. Eines dieser Patenkinder ist der heute 27-jährige Brayan Sánchez. Er ist ein erfolgreicher Rennrennprofi, bestreitet nationale und internationale Radrennen und hat bereits mehrere Medaillen gewonnen.  

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Brayan Sánchez. Foto: www.flickr.com

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Foto: Mauricio Marín, Manizales (Kolumbien)

Das Land der 1000 Rhythmen

Kolumbien ist ein kultureller Schmelztiegel, der in Musik und Tanz seinen schönsten Ausdruck findet. Auch ausländische Einflüsse haben ihren festen Platz. 

Der Fruchtverkäufer schneidet Ananas im Takt von «Radio Tropicana». Im Bus summen Passagiere bekannte Lieder mit. Die Zahnärztin singt, während sie ihrer Patientin die Zahnreihen kontrolliert, und die Mutter, während sie die Bohnen kocht. Auf einem Quartierplatz üben junge Leute Hip-Hop-Schritte. Abends tönen Balladen aus den Kneippen, wo Arbeiter den Tag ausklingen lassen, während im Ausgehviertel bis spät in die Nacht Salsa getanzt wird. Kolumbien ohne Musik? Undenkbar! 

Lebendige Folklore
Kolumbien wird «das Land der 1000 Rhythmen» genannt und es sind eher mehr als weniger. Die indigenen, afrikanischen und spanischen Einflüsse mischen sich in der Musik immer wieder neu. Takt, Instrumente, Kleider und Tanz: Während die afrikanischen Wurzeln an Karibik- und Pazifikküste dominieren, sind die europäischen Einflüsse in den Anden und in den weiten Ebenen der Llanos stärker spürbar. Ganz anders wiederum tönt die Musik der Inselgruppe San Andres und Providencia, wo Spanisch, Englisch und Kreolisch gesprochen wird.   

Mapalé, Vallenato, Pasillo und mehr
Da ist zum Beispiel der Mapalé der Atlantikküste. Ein schneller, stampfender Rhythmus mit einem Tanz, bei dem selbst dem Publikum der Schweiss ausbricht. Der Vallenato aus Valledupar, Grenzregion zu Venezuela, mit seinem Akkordeon, kombiniert mit Schlaginstrumenten. Der Joropo aus dem Llanos-Gebiet, in dem die Harfe eine grosse Rolle spielt. Der Pasillo aus den Anden, dem man den Einfluss des Walzers anmerkt, oder der Bambuco, dessen Ursprung auf das indigene Volk der Quechua zurückgehen soll. 

Rhythmus im Blut
Neben folkloristischer Musik übernimmt und adaptiert Kolumbien auch andere Musikrichtungen. So wie der Salsa, der in Cali eine Heimat hat, oder der Tango, der in Städten wie Medellín oder Manizales gepflegt wird. Auch Rock, Punk, Jazz, Hip-Hop etc. gehören zum kolumbianischen Musikuniversum. Shakira, Juanes oder Carlos Vives heissen die Stars der modernen Musik, die weit über die Grenzen Kolumbiens hinaus bekannt sind. 

Musik und Tanz – sie schaffen das, was in der kolumbianischen Gesellschaft oft so schwierig ist: die Menschen zu vereinen.  

In Ton und Bild 
In einem 10-minütigen Video auf Englisch werden die unterschiedlichen Stile und Einflüsse auf die kolumbianische Musik zusammengefasst:

Lernen Sie die wichtigsten Tanzschritte (Mapalé, Garabato und Cumbia) in diesen Ein-Minuten-Videos